Zur Geschichte

Das Laurentiuspatrozinium der Kirche in Holzkirchen weist auf ein hohes Alter hin. Dr. Diepolder bringt dieses Patrozinium mit der romanischen Bevölkerung in Verbindung. (Laurentius war ein römischer Diakon und Märtyrer und starb am 10. August 258 in Rom), während Lehrer Brunnhuber von Föching das Patrozinium auf die Ungarnschlacht von 955 auf dem Lechfelde bei Augsburg bezieht, welche am Laurenzitag stattgefunden hat. Es ist also vorstellbar, dass die „Kirche im Holz“ (Holzkirchen war eine Rodungsinsel im riesigen Waldgebiet und an der Kreuzung uralter Saumpfade) bereits im 7. oder frühen 8. Jahrhundert mit Warngau bei der Klostergründung von Tegernsee zum Schenkungsgut gehört hat oder Reichsgut war und 979 (= Neugründung von Tegernsee durch Kaiser Otto II.) als Kaisergut an das Kloster Tegernsee geschenkt worden war. Der Ort blieb bis zur Säkularisation 1803 im Besitz des Klosters Tegernsee, wovon viele Urkunden berichten. 1286 wurde Holzkirchen als „Markt“ genannt.

1412 stifteten die Bürger von Holzkirchen und der Pfarrherr von Hartpenning (Holzkirchen war bis 1855 eine Filialkirche der Urpfarrei Hartpenning) das „Barbara-Benefizium“. Das bedeutet, dass der Markt Holzkirchen einen eigenen Seelsorger (= Benefiziat) bekam und dieser eine Fundation für seinen Lebensunterhalt: Das Dorf Sufferloh und das Barbaraholz zw. Baumgarten- und Dietramszeller Straße. Das Barbaraholz wurde 1823 (nach der Säkularisation) je zur Hälfte an die Sufferloher Bauern und den Oberbräu Anton Hilpoltsteiner verkauft.

1490 brannte die Kirche und 15 Häuser nieder. Tegernsee half beim Aufbau. 1532 brannte der ganze Markt ab, ebenso 1562, auch 1586 ein großer Teil des Ortes. Bei jedem Brand gingen wertvolle Urkunden zugrunde. 1728, 1777 und 1802 gab es auch noch Schadensfeuer.

Das erste bekannte Wappen von Holzkirchen, das 1550 Apian gezeichnet hat, befindet sich heute in einer Wappensammlung der Staatsbibliothek zu München. Es zeigt die „Kirche im Holz“ von Osten her mit vorgelagerter Apsis und gotischem Statteldach auf rotem Grund zwischen zwei grünen Bäumen, darüber die weißblauen Rauten der Wittelsbacher.

1756 wurde für die Kirche ein Frühmess-Benefizium gegründet, nachdem der Münchner Kaufherr Frz. Ant. Nockher 3.000 Gulden dafür gestiftet hatte. So war es möglich, dass Fuhrleute, Gäste und Einheimische am Sonntag früh schon die Messe besuchen konnten.

1803 war für Holzkirchen ein Schicksalsjahr, denn durch die Säkularisation wurde auch das über 1.000 Jahre alte Kloster Tegernsee aufgehoben. Die Bindung Holzkirchens an das Kloster brach zusammen und eine neue – an den bayerischen Kurfürsten bzw. König – entstand, und damit kamen neue Gesetze (z.B. wurde die Schulpflicht eingeführt!).

1807 wurde der Friedhof, der bis dahin um die Kirche herum bestand, zur Pestkapelle, heute Friedhofskapelle verlegt.

1841, 1844, 1861, 1885 und 1895 waren in Holzkirchen wieder große Schadenfeuer. Wie durch ein Wunder (der Wind drehte sich) wurde 1861 die Kirche verschont, ebenfalls 1895 durch den mutigen Feuerwehrmann Andreas Weber aus Roggersdorf.

Die Kirche St. Laurentius

Die Anfänge liegen im Dunkeln. Sicher ist, dass es sich um eine sehr alte Kirchstelle handelt. Um das Jahr 1000 wird Kirche und Ort genannt. 1493 wird die Kirche unter Mithilfe des Abtes von Tegernsee als Grundherr nach einem Brand (1490) in gotischem Stil neu aufgebaut. Sie dürfte so ausgesehen haben, wie sie Apian auf dem Wappen von 1550 gezeichnet hatte. Um 1700 war die Kirche (nach mehreren Bränden) baufällig. Unter dem Tegernseer Abt Quirinus Millon wurde 1704-1711 die Kirche vollkommen erneuert, das Kirchenschiff um einen Meter erhöht, ein neuer Dachstuhl aufgesetzt, die Sakristei gebaut und dem Kirchturm eine barocke Haube gegeben. Eine Marmortafel in der Kirche mit der Jahreszahl 1711 erinnert in lateinischer Sprache an diese Baumaßnahme. Die Baukosten trug zum großen Teil das Barbara-Benefizium.

1758 wurde der Kirchenraum um den Kerkergang verbreitert und der Seitenaltar „Christus im Kerker“ dort aufgestellt. Der Innenraum wurde mit barocken Altären ausgestattet, und im Mittelschiff brachte der Maler Julius Breymayer aus Tölz Fresken an mit Bildern aus dem Leben des hl. Laurentius. 1809 schlug der Blitz in den Kirchturm ein. Der Schaden wurde von zwei Holzkirchner Meistern repariert und mit einer Doppelzwiebelhaube versehen.

1830 wurden am Turm große Risse festgestellt, und man befürchtete seinen Einsturz. Auf Anordnung der Regierung musste er abgetragen werden.

1838 wurde der Grundstein für den neuen Turm weiter nach Norden gelegt, denn die Kirche wurde nach Westen um zwei Joche (= 6 ½ m) verlängert. Der Turm bekam ein vierseitiges Pyramidendach und die Kirche zwei neue Eingänge. Die schönen Fresken in der Kirche wurden übertüncht. 1840 kamen die Glocken wieder auf den Turm.

1857 erhielt der Turm (nachdem Holzkirchen 1855 zur selbständigen Pfarrei erhoben, also von Hartpenning abgetrennt worden war) eine um 6,6 m höhere Spitze und wurde mit Schieferplatten gedeckt. (Der Kaufmann Matthias Seidl baute sie mit einigen Gesellen für 12.000 Gulden.) Heute ist die neugotische Spitze mit Kupfer gedeckt. Der Turm ist ohne Spitze 33m hoch, die Spitze selbst fast 20 m.

1882-86 wurde leider die Barockausstattung entfernt (die beiden schönen Rokokofiguren St. Quirin und Florian kamen nach Föching) und die Kirche zu ihrem großen Nachteil neuromanisch ausgestattet und ausgemalt.

1855 trug man sich mit Umbau- und Neubauplänen, die aber – Gott sei Dank – aus finanziellen Gründen scheiterten.

1957-67 wurde der Kirchenraum von der neuromanischen Ausstattung befreit und die Fresken aus der Rokokozeit freigelegt. Von den barocken Altären waren nur noch einige Figuren da, und so kamen statt eines Hochaltares das große Kruzifix mit der Mater dolorosa in den Chorraum, dazu Petrus und Magdalena. Die wertvollste Figurengruppe, die gotische „Anna selbdritt“, hatte ihre Verbannung in der Friedhofskapelle gut überstanden und wurde restauriert. Sie befindet sich auf der linken Seite über dem Tabernakel.

Die Verkündigungsgruppe rechts im Chor hatte der Eichstätter Professor Seidl, ein geborener Holzkirchner, selbst zurückgekauft und zusammen mit der schönen barocken Figur des hl. Laurentius, die er in Tirol erworben hatte, seiner Heimatkirche geschenkt. Auch die Pieta von 1733 ist ein Stück der alten Barockausstattung, ebenso das ehemalige Hochaltarbild über der Sakristeitür von Hans Dengler, die „Mater des hl. Laurentius“ von 1711, welches eine bewegte Geschichte hinter sich hat.

Kurzinfo

mehrere Vorläuferkirchen
Patrozinium: St. Laurentius am 10. August
Neubau: nach Brand 1493
Baustil: ursprünglich gotisch
Baufällig nach mehreren Bränden um 1700
Kirche erneuert: 1704 - 1711
Kirche barockisiert 1758
1882- 1886 Barockausstattung entfernt
und durch neuromanische Ausstattung ersetzt