Zur Geschichte

Vier unauffällig kleine Buchstaben, eingraviert in den Fuß des Kreuzpartikels, geben Hinweis auf einen Zusammenhang, der in der jüngeren Kirchengeschichte von Roggersdorf immer mehr aus dem Bewusstsein schwindet. Die Zugehörigkeit zum Pfarrverband Holzkirchen-Warngau lenkt nämlich die Blicke eher zum Kloster Tegernsee. Die Buchstaben "P.P.Z.W.“ verweisen aber auf die einstige Kirchenzugehörigkeit zum Stift Weyarn. Die Buchstaben bedeuten „Präsidius Probst zu Weyarn“ (1698 – 1731), welcher den Kreuzpartikel nach Roggersdorf gestiftet hat.

Somit muss man auch die Nachricht des Ordinariatsarchivars Dr. Peter von Bomhard ernst nehmen, der bereits 1960 die entscheidende Archivstelle nannte: „a Rmo: DD: Gelasio Harlas funditus erecta“, zu deutsch: die Kirche Roggersdorf wurde 1696 „von Probst Gelasius Harlas von Grund auf neu errichtet“ Von Bomhard resümiert: Die Kirche von Roggersdorf „ist also ein einheitlicher Barockbau …., auch erklärt sich nun der Umstand, weshalb im Inneren über dem Rohverputz nur ganz wenige … Tüncheschichten liegen: wäre die Kirche ein Bauwerk aus dem Mittelalter, wären weit mehr zu erwarten. Lediglich die aus anderem Material aufgeführte Westmauer der Kirche kann älter sein …“.

Auch die neuesten Beobachtungen am Bau zeigen, dass die Kirche von Roggersdorf weder im Kern, noch in einem Detail romanisch ist. Dass der Ort selbst älter ist und auch schon ein Vorgängerkirchlein besaß, ist davon nicht berührt: 1315 wird in der Conradinischen Matrikel „Ruchenstorf“ mit dem Friedhof als Filialkirche der Pfarrei Osterwarngau bezeichnet. 1467 wurde eine Wochenmesse gestiftet und eine Messordnung für „Rockherstorff“ erlassen. Nach den Wirren und dem Niedergang im Reformationsjahrhundert auch im Kloster Weyarn brachte der aus Gmund stammende Probst Wolfgang Reiffenstuel (1607 – 1626) das Stift wieder auf die Höhe und leitete dessen größte Blütezeit ein. Durch den Erwerb der Pfarrei Osterwarngau (1596 bereits unter seinem Vorgänger) und der Pfarrei Feldkirchen (1619) war nicht nur wirtschaftlich, sondern auch seelsorglich ein großer Aufschwung eingeleitet, an dem Roggersdorf als Filiale Anteil nahm. Dieser Aufschwung fand sein äußeres Zeichen 1696 im Neubau der Kirche durch das Kloster Weyarn.

Die Kirche St. Margaret in Roggersdorf

Der großenteils unverputzte Tuffsteinquaderbau hat ein urtümliches Aussehen. Die Südansicht über dem Friedhofshügel wirkt durch die zwei Vorbauten der Sakristei und der Vorhalle idyllisch. Von der Nordseite her offenbaren sich ein rechteckiges Langhaus und ein deutlich eingezogener Chor, welcher im Osten geradlinig geschlossen ist und in seinem Grundriss fast ein Quadrat bildet.

Im Langhaus befinden sich drei Fensterachsen. Das Altarhaus ist nur durch ein Nordfenster belichtet, da im Süden die Sakristei steht. Die Dachdeckung besteht seit alters und auch wieder seit der letzten Instandsetzung aus Holzschindeln, auch am achteckigen Schaft und Zwiebelhelm des im Westen diagonal aufgesetzten Dachreitertürmchens.

Die neue Grundrissaufmessung nennt das Mauerwerk einheitlich. Baufugen lassen erkennen, dass sowohl die Sakristei wie das westliche Vorhaus mit seinen malerischen Bogenarkaden später angebaut worden sind, während früher der Haupteingang an der Westseite gewesen ist.

Durch einen Chorbogen ist das flachgedeckte Langhaus gegenüber dem mit Kreuzgrat überwölbten Altarhaus abgesetzt. Der Fußboden ist mit Solnhofener Platten diagonal verlegt. Die Raumproportionen sind sehr schön, allerdings höher und schlanker als bei vergleichbaren romanischen Chorturmkirchen.

Die Orgel
Aus der Umarbeitung des 19. Jahrhunderts wurde die Orgel wieder auf einen weitgehend erkennbaren Ursprungszustand gebracht. Als Brüstungsorgel, welche mit einem einfachen nachbarocken Gehäuse in die nunmehr maserierte Holzempore eingesetzt ist, enthält sie die vier Register Gedeckt 8‘, Flöte 4‘, Prinzipal 4‘ und Oktav2‘; die Orgel ist hinterspielig. Man kann sie als ein schönes und wohlklingendes Beispiel für eine historische Orgel in barocker Tradition bezeichnen.

Ausstattung und Hochaltar
Das älteste Bildwerk ist die Statuette des Abtes Leonhard, die jetzt an der rechten Chorbogenseite aufgestellt wurde. An der Südwand hängt ein 1701 datiertes querrechteckiges Tafelbild mit den 14 Nothelfern, ihm gegenüber an der Nordwand ein großes barockes Kruzifix mit der Schmerzensmutter, ein eindringliches Holzbildwerk. An der linken Chorbogenwand steht eine jüngere, in nazarenischem Empfinden gestaltete Figur der Kirchenpatronin St. Margaretha. Der Kreuzweg wurde Ende des 18. Jahrhunderts in Augsburg nach der Zeichnung von I. Hartmann in Kupfer gestochen. Ein 1738 bezeichnetes Gemälde zeigt den Tod des heiligen Franz Xaver in einer Laubhütte auf Sansibar. Interessant sind auch drei gemalte Votivtafeln. Das Kirchengestühl besteht aus einfachen, nunmehr maserierten Barockbänken. Die Eingangstür weist ein schönes neugotisches Maßwerk aus Eichenholz auf. Eine Reihe von einfachen barocken und reicher gestickten Messgewändern des 19. Jahrhunderts gehört zur Sakristeiausstattung.

Das Prunkstück ist der frühbarocke Hochaltar. Das zweisäulige Hochaltar-Retabel mit seitlichen Triumphbögen und einem Auszug stammt aus der Zeit des dreißigjährigen Krieges und stellt ein einzigartiges Prachtstück dar, wenngleich die heutige Zusammenstellung aus verschiedenen Zeiten stammt. Das Antependium ist ein prunkvolles Schnitzwerk im „Knorpelwerkstil“, vor 1700.

Das Relief am Tabernakel ist christologisch hoch bedeutsam: aus einem Weinstock mit Trauben wächst das Herz Jesu mit den Initialen IHS und dem Kreuzzeichen der Erlösung. Der Weinstock führt weiter nach oben und trägt dort das Lamm Gottes, aus dessen Seitenwunde das Blut in einen tiefergestellten Kelch fließt: eine wunderbare Symbolik für die Opfergabe Christi und damit das Messopfer, das sich auf der Altarmensa ereignet.

Unter den Triumphbögen stehen drei nazarenische Figuren: Maria mit dem Kinde, die Kirchenpatronin Margaretha und St. Ulrich, über dem Sprenggiebel vor einem ovalen Medaillon eine barocke Statuette des mit Pfeilen beschossenen Sebastian, zuoberst die Strahlensonne mit dem Jesusmonogramm.

Durch die nach Befund wieder hergestellte Farbfassung, mit feinen glitzernden Glassplittern übersäht, darf dieser Alter in seiner Lichtherrlichkeit mit den unzähligen Glanzpunkten der reichen Goldornamentik zu den schönsten Oberbayerns gezählt werden.

(Text von Dr. Sixtus Lampl, Oberkonservator i.R. des bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege)

Renovierung 1958 - 1963
In dieser Generalsanierung wurden u.a. die farbige Fassung des Kirchenschiffes mit einer weißen Dispersionsfarbe übermalt und die beiden Seitenaltäre entfernt. Die Lärchenschindelung der Dachflächen wurde erneuert.

Renovierung 1998 - 2004
Trotz der Renovierung in den Jahren 1958 – 1963 war die Kirche wieder in einem schlechten Zustand. Die aufsteigende Bodenfeuchte in den Aussenwänden hatte zu erheblichen Schäden geführt. Die Grundmauern wurden freigelegt und verschlämmt; das Wasser der Regenrinne wurde abgeleitet. Die farbige Fassung des Kirchenschiffes wurde wieder hergestellt, der Hochalter wieder in seinen Originalzustand zurückgeführt und Kirchenturm, Dachflächen und Westfassade neu eingeschindelt. Die seit vielen Jahren nicht mehr bespielbare Orgel wurde restauriert.

Renovierung 2014 - 2015
Nachdem trotz der vorhergehenden Sanierung erneut Feuchtigkeitsschäden auftraten, wurde der Sockelputz saniert und zudem eine Wandheizung eingebaut, die für eine gleichbleibende Temperatur der Mauer sorgt, um eine weitere Durchfeuchtung zu unterbinden.

Kurzinfo

Patrozinium: St. Margaretha am 20. Juli